Miriam Hempel, Nicolas Galeazzi, Nik Thoenen, Maia Gusberti, Michaela Schwentner

Was Anderes? – Week 1 – Was wird anders, wenn man es anders sagt?
Jul 23, 2017

We are neither sociologists nor psychologists nor politicians nor economists: we are Maia Gusberti, Miriam Hempel, Michaela Schwentner, Nik Thoenen and Nicolas Galeazzi. We are here. Enjoying time and space under reduced influence of info-smog and increased concentration on meaning, leasure, debate and play.

Facing the current populist developments in euro-american politics and society, it seems to be useful and constructive to exercise the questioning and the revision of popular terms in relation to their social and philosophical relevance.

In order to grasp the notions of our time, we want to use the Sasso residency to dispute these developments from an artistic perspective. In an experimental setting, by using methods of design, performance, poetry and photography we investigate the experienced meaning of political terms.

 

The experience so far shows us: ‚definition‘ is rather a practice then a conclusion. It seems to us, ‘de-fining’ is rather a practice of breaking with the finite (‘de-‘ing), then ‚bringing-something-to-an-end‘, as the online-etymology of ‘define’ suggests.

Rather than finding the proper and politically correct use of terms, the next phase is dedicated to collecting methodologies of re-appropriating, re-connecting, re-understanding and embodying terms.

Was Anderes? – Week 2
Jul 30, 2017

Was wird anders, wenn man es anders sagt?

In the course of investigating and questioning the meaning of (socio-)political terms we are continuously collaborating on instructions for an appropriate behaviour within our social frame and on the depiction of personal strategies of social action. Currently we are elaborating and testing new constructions of contextual meaning.



Was Anderes? – Week 3
Aug 7, 2017

wo die wand jetzt steht
we are consistently searching, creating and collecting notions, vocabulary and ideas for our adaptive alphabet using new ways of perception, connotation, contextualisation and interpretation.

verstehen durch handeln
an essential experimental stage of our reflections and investigations is learning by doing or acting: by taking action processes – either technical or social – can be reconstructed, tracked or reenacted.

a
by the specific setting of the frame (also: fr: cadrage, ger: auswahl) something is brought into focus in a specific way.

b
the reenactment of the chorus is both formation and social interaction as well as performance and rehearsal.
this fragment is the attempt to connect and combine our approaches in a playful performative way, addressing communality, community and the collective.

c
copying quotes and lines as an act of appropriation allows a reading in a more comprehensible way.



Was Anderes? – Week 3 – Die Perspektiven verschieben sich nocheinmal
Aug 7, 2017

Notitzensammlung:

Handlungen rücken ins Zentrum. Verstehen durch Handeln.

Ich beobachte Maia, wie sie sich auf dem Balkon, umringt von Zeitungen und Büchern voll mit post-its, im Kopieren übt. Von Hand Zitate verinnerlicht. Sätze werden Buchstabe für Buchstabe aufgemalt, auf weiches Papier mit Bleistift eingraviert – typografiert. Es scheint, jeder Buchstabe öffnet einen Zwischenraum für neue Konnotationen. Der Schriftgang übers Blatt ist ein Eintreten auf ein Gedankenfeld.

Gestern habe ich die Kinder mit zum Fotografieren genommen. Was fotografieren wir? Wie wählen wir aus? Was ist mir, was ist den Kindern wichtig? Die Frage des Ausschnitts begreifen! Wir schneiden aus einer A6 Karte ein Fenster aus – einen wirklichen Aus-Schnitt – und nehmen ihn mit auf den Weg. Ein Auge zu! (geht noch nicht immer leicht ;-), dann den Ausschnitt wählen. Ich fotografiere durch den Aus-Schnitt. Wer kann sich entscheiden? Was heisst es, eine Entscheidung zu treffen? Was heisst es, eine Position einzunehmen? Nehmen wir Positionen ein, um uns zu entscheiden?
 
Diskussion mit Miriam über ihre Grafiken. Die Einfachheit, Striche, Punkte und Pfeile erscheinen mir plötzlich mehr als Werkzeuge, denn als Umstand der Diskussion. Zeichnen, Gestalten, Darstellen als Methode des Verstehens.
Konnotation wird hier zu mehr als dem blossen Subtext eines Begriffsverständnisses. Konnotation knüpft hier unterschiedliche Verbindungen zwischen Situationen, auf die ein Begriff zu verweisen imstande ist.
 
Mit den Kindern auf Fototour.
Ein Parkverbot bei einem leeren Parkplatz, das fotografiert werden will.
Parkverbot?! Au ja, komm wir spielen einparken, obwohls verboten ist! – Ja, das darf man nämlich hier nicht! – Doch wir sind ja gar keine richtigen Autos! – Genau! Brrrrrrrum, oh pomps, sorry, reingefahren! – Brrrrrrum. Ich parkiere! Du? – Jaha! ich parkiere hier, du da! – Genau und jetzt schlafe ich hier ein! – ich aauch!! TschauTschau!
Darstellen als Methode des erspielten Verstehens von Grenzen, Zeichen, Regeln!


 
Marco und Martin experimentieren mit lichtempfindlichen Substanzen! Zuerst verstehe ich ihren Vorgang falsch, aber das Missverständnis löst in mir die Lust aus, im Keller der Residency eine Camera Obscura einzurichten. Ich weiss noch nicht, warum, aber ich rufe die Kinder. Zusammen bauen wir im Keller der Residency eine Dunkelkammer mit Loch, und sofort steht die Welt Kopf – das Bild der Aussenwelt ist in die Dunkelheit projiziert, der Perspektivenwechsel im Hantieren und Basteln vollzogen. Die Technik der Camera enthüllt eine ganze Konnotationskette an Perspektivenwechseln – und erst jetzt beim Schreiben des Wortes “Camera” verstehe ich die räumliche Bedeutung, die im Fotoapparat steckt! (auch wenn diese Camera sich in der digitalen Welt virtualisiert hat). Wo stehen wir in Bezug zu dem Bild? Wer oder was kreiert das Bild? Was ist unsere Position in Bezug zum Bild, wenn wir uns draussen vor das Loch ins Bild stellen?

Was Anderes? – Week 4
Aug 13, 2017

Zusammen (:) was anderes (!)

Nach knapp 4 Wochen Suchen und Sammeln sowie dem Nachvollziehen und Begreifen eines (anderen) Vokabulars, (Selbst-)Erkundungen und dem Entwickeln von Handlungsstrategien sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir das abédédaire befüllen können, z.B.: C wie Chor, Z wie Zusammen.